Nadine und die…..Zeit!

Lange nichts mehr von mir lesen lassen. Diese verdammte „Krise“ hat dafür gesorgt, dass sämtliche Ideen und Inspirationen verschwunden sind. Und ich habe mich einfach geweigert, die Nächste zu sein, die über das Thema schreibt, was ich selber nicht mehr lesen und hören kann.

Was mich aber das ganze Jahr begleitet hat, war das Thema „ZEIT“. Ich glaube die „Zeit“ das Wort „Zeit“, wie auch immer, wird mein Wort des Jahres.

Nach 19 Jahren Zeit und Arbeit in der Psychiatrie, habe ich einen neuen Job begonnen. Das am meisten beständige in meinem Leben verlassen. Eine lange Zeit dort verbracht. Viele schöne Zeiten dort erlebt, aber leider auch viele traurige und enttäuschende Zeiten.

Die Zeit am Anfang meines neuen Jobs war unfassbar anstrengend und nervenzehrend. Ich dachte die Zeit vergeht nie und es wird nie wieder besser. Tinnitus, Ganzkörperschmerz, Hautprobleme, Überforderung, Angst, Brain Dead, das volle Programm.

Plötzlich Vollbremsung…… und das Unwort des Jahres begann. (Nein ich nennen es hier nicht). Ich musste, recht zeitnah danach, zur „Unterstützung im Gesundheitswesen“ 3 Monate Langeweile, es war wirklich NICHTS zu tun, (wo ich eingesetzt war, sag ich hier nicht). Ich bin fast wahnsinnig geworden, die Zeit ging einfach nicht rum. Ich wollte doch einfach nur meinen neuen Job weiter lernen, weiter machen. Irgendwann merkte ich….ich habe so viel Zeit und es passiert nichts…..Probezeit auf einer Arschbacke absitzen, herrlich….und ja es stimmte……alles wurde gut zum Schluss, zum Glück. Das aber auszuhalten war nicht einfach, es entstand eine lange Zeit keinerlei neue Tagesroutine für mich, hinzu kam auch noch der lange heisse Sommer. (Als sei es nicht auch so schon anstrengend).

Irgendwann war die Zeit endlich um, in dem Bereich, und ich konnte endlich zurück, ich wurde weiter eingearbeitet. Ich hatte zum Glück doch weniger verlernt als ich dachte und war nach kurzer Zeit FREI. Probezeit und Einarbeitungszeit vorbei. Ich durfte endlich nach 8 Monaten des Durcheinanders, der Verwirrung, der Anstrengung, der Reizüberflutung, der Unruhe, meine Zeit wieder selbstständig einteilen, eigenständig entscheiden, habe mein Leben und meine ZEIT zurück bekommen. Großartig. Und dann hatte ich auch noch lange Urlaub dazwischen. Mein erster richtiger Urlaub nach 6 Monaten. (Und zuvor Kündigungsstress ausgehalten, darf hier nicht vergessen werden, also plus 6 gleich 1 Jahr)

Als ich ein wenig zur Ruhe kam, wurde ich unfassbar müde. Ich habe fast nur noch geschlafen, die Zeit dafür genutzt, wann ich konnte und wann ich durfte. Mir ist auch nochmal unfassbar bewusst geworden, wie gestresst ich durch meinen alten Job war, und wie schön es auch anders sein kann. Wie schön es sein kann, wenn Menschen mit Respekt im Job miteinander umgehen, freundlich sind und nichts mehr auf der persönlichen Ebene ausagiert wird. Wie sehr ich unter Druck stand, all die Jahre, und vor allem zum Schluss. Und ja, diese Erkenntnisse und das „Zur Ruhe kommen“ hat mich wirklich, wirklich richtig müde gemacht.

Aktuell darf ich morgens um 7 Uhr angefangen zu arbeiten, ich arbeite im Moment noch von zu Hause aus und habe um spätestens 15.15 Uhr Feierabend. Herrlich, ich habe am Tag einfach mehr Zeit, für mich, für meine Hunde für alles was mir Freude bereitet. Ich habe mich seit Monaten nicht mehr über etwas maßlos geärgert, oder irgendeinen Konflikt austragen müssen. Großartiges Gefühl. Natürlich ist im Moment noch ein großer Schatten auf dem ganzen, durch die „Krise“ aber genieße ich diese Zeit in vollen Zügen und bin unfassbar dankbar dafür, dass ich das darf und es einfach möglich ist. Seit Mitte 2020 bedeutet 2020 für mich „ENTSCHLEUNIGUNG!!!!“

Wenn ich möchte, höre ich um 13 Uhr auf und mache den Rest am Abend. Ich darf meine Zeit flexibel gestalten. Großartig, einfach nur großartig.

Jetzt sitze ich hier genieße Glühwein, höre von Tyler Bate „Santiago de Compostela“ und wieder kommt mir ein angenehmer Schauer über die Haut und ein Lächeln ins Gesicht, denn ich fühle mich immer noch glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben, und das alles durchgezogen zu haben. Die Zeit hat sich gelohnt definitiv. Und auch wenn ich es schon lange vorher probiert habe, dieser Arbeitgeber, und diese Entscheidung kam genau zum richtigen Zeitpunkt!

Selbstverständlich nervt mich die Krise, vermisse ich meine Familie und meine Freunde, die Spontanität, Urlaube im Ausland, die Normalität im Alltag, Schwimmen gehen, Yoga mit anderen Live, NL Kurs Live, usw usw. Aber ich habe einfach Glück gehabt in der Krise. Ich habe keine Kinder, keine großen Verpflichtungen, ich bin gesegnet damit diese Entschleunigung leben und genießen zu dürfen. Und ja, ich genieße es. Und ich darf das auch. Mein Leben, meine Lebensentscheidungen. In mitfühlenden Gedanken natürlich bei denen, die es schlimmer getroffen hat.

Um auch wieder die Kurve zu kriegen, um euch etwas von mir mitzugeben, kann ich zu dem Ganzen nur sagen:

Leute wagt euch, traut euch, seit mutig.

Selbstverständlich mit Bedacht. Habt ihr schon lange einen Veränderungsgedanken? Habt ihr Angst, tausend Argumente dagegen? Zu viel vermeintliche Sicherheit im Moment? Dann tut es trotzdem, geht da durch, durch die Angst, durch die Argumente. Ich hatte diese auch, ich hatte Sicherheit, ich hatte mehr Kohle, Menschen, die ich 19 Jahre kannte, Anlaufstellen, Freiheit. Dennoch schwelte lange in mir dieser Veränderungsgedanke, der tiefe Wunsch nach was neuem im Job. Dort kam ich keinen Meter mehr vorwärts, egal was ich tat, ich trat auf der Stelle und hab zum Schluss noch Ohrfeigen bekommen, trotz langjähriger Loyalität und vor allem Mitarbeit. Jetzt weiss ich wofür es gut war und kann mittlerweile, nach 12 Monaten sagen, Danke fürs Ausbremsen im alten Job, Danke, Danke, dass es so dermaßen kacke lief zum Schluss, sonst hätte ich es nicht getan. Und dann wäre mir nicht bewusst geworden, in welchem stressigen, erniedrigenden, selbstverletzenden, fremdbeschämenden, falschen Hamsterrad ich gesessen habe. (Auch ne interessante Erfahrung in der „Zeit“ der letzten 12 Monate) Denn wenn man mitten drin ist, merkt man es nicht, so ist es immer, das ist ganz normal.

Entweder man geht oder man wird irgendwann krank darüber,

ja damit habe ich Erfahrung mit beiden Seiten. Ich habe entscheiden zu gehen!!! Ich habe alles ausgerechnet, auf Dinge verzichtet, es mehrere Male versucht, nicht aufgegeben, Angstgefühle, Aufregung, Gedanken ohne Ende gemacht, Druck überstanden. (Das ich keinen Herzinfarkt bekommen habe, war ein Wunder, aber darum gehts ja, zu merken, dass man nicht dran stirbt!!) Und ich habe zum Glück Menschen hinter mir, die mich in der ganzen Zeit unterstützten. DANKE!

Nicht umsonst gibt es im Netz so viele Sprüche über das Loslassen, einige davon haben mir ebenfalls geholfen…..und ja es war nicht leicht, definitiv, ich habe fast gekotzt….. aber es hat sich gelohnt und ich finde es mega spannend, was noch so kommt…….

In diesem Sinne wünsche ich euch allen, trotz der Umstände dieses Jahr, ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr…..macht was draus, nämlich das Beste was ihr könnt….nächstes Jahr wird es bestimmt besser, da bin ich mir sicher…bis bald…..

Eure Nadine

Schreibe einen Kommentar