Nadine….und das „Gift“…..

Sicher habt ihr das schon oft gehört: „ein Mensch ist toxisch, der/die tut dir nicht gut, du
bist in einer toxischen Beziehung, toxische Menschen sind schädlich, uvm…“. Ja, auch ich
habe das oft gehört und mir war bis vor kurzem überhaupt nicht klar, was das wirklich
bedeutet. Auch ich habe mich, so musste ich leider im Nachhinein feststellen, über 16
Jahre „im Leben“ mit 2 unfassbar toxischen Menschen befunden und war all die
Jahre nicht im Stande mich davon zu befreien.


Aber woran erkennt man eine toxischen Menschen? Was macht ihn aus?
Ein toxischer Mensch ist jederzeit damit beschäftigt dich immer und überall zu
manipulieren, er demütigt dich, gibt dir das Gefühl nicht wertvoll zu sein, viele Dinge falsch
zu machen, nicht richtig zu sein, wie du bist. Er/sie gibt dir Verhaltensregeln vor, beschämt
dich, wenn du es nicht so tust, wie er/sie es sich wünschst. Toxische Menschen haben jedes
Recht der Welt für sich gepachtet, sind unfehlbar. Die eigene Fehlbarkeit zu erkennen,
kann bei ihnen zu tiefen Krisen führen. Er/Sie gibt dir permanent das Gefühl der
Hilflosigkeit und der Machtlosigkeit. Er/Sie raubt dir unfassbar viel Kraft, ohne das du das
merkst. Du bist permanent dabei es ihnen recht zu machen, Lösungen zu finden, dich zu
verändern, damit es friedlich bleibt. All die schönen Momente die ihr erlebt, geben dir
einen Hoffnungsschimmer, das Gefühl, es wird alles wieder gut, gerade so, dass du immer
die Hoffnung behälst, es würde irgendwann besser, jedoch ist es so subtil, dass du es
genau dadurch nicht schaffst, dich wirklich zu lösen. Der Gedanke einer Loslösung gibt dir
das Gefühl, dass es noch viel mehr Schmerzen würde, als der Gedanke des Bleibens.
Du merkst es nicht, aber dein Selbstbewusstsein ist auf dem Nullpunkt, du wird nach und
nach innerlich immer leerer, und hast das Gefühl, einfach niemals die Kraft zu haben, dich
wirklich zu lösen. Diese innere Leere, gibt dir das Gefühl! Weil da einfach nichts mehr ist.
Genau das wird dir Tag täglich vorgelebt, „DU“ bist nicht gut so wie „DU“ bist. Also wer bin
ich dann überhaupt, was macht mich aus, was will ich? Will ich das, was „ER/SIE“ will, wo
ist nur meine eigene Fülle hin?

Oh mein Gott, wenn ich zurück denke, was habe ich in seinen/ihren Augen Fehler
begannen, Kleinigkeiten führten zu Demütigung, zu Diskussionen. Häufig subtil, häufig
ausgeartet in Streitereien. Ich war einfach all die Jahre nicht in der Lage es ihr/ihm recht
zu machen,  ich fing irgendwann an permanent an mir selbst zu zweifeln. Freundschaften
lösten sich auf, ich nahm über all die Jahre über 15 kg an Gewicht zu, war immer wieder
depressiv, nahm sogar immer mal wieder Antidepressiva ein, entwickelte einen Tinnitus,
begab mich ich in Konflikte mit anderen Menschen, war unruhig, innerlich immer auf der Flucht,
immer wieder, auch im Stillen, liefen unzählige Tränen. Ich verpulverte endlos Energie,
trank über die Zeit viel zu viel Alkohol zwischendurch, feierte ausgiebig, mein Rücken
machte schlapp, ich musste mich oft krank melden, ich entwickelte eine Hormonstörung
uvm. Ich wurde innerlich immer leerer. Ich war mir der permanenten Manipulation, der
toxischen Beziehung einfach nicht bewusst, ich dachte all die Jahre, es läge nur an mir
selbst. Ich müsste mich mehr anpassen, ich könnte mich nicht abgrenzen, ich bin zu
überdreht, ich bin falsch.

Sehe ich mich denn nun als Opfer? Sicher habe ich das eine ganze Weile getan, aber
dem ist einfach nicht so, ich bin kein Opfer. Ich bin ein erwachsener Mensch, ich habe all
die Jahre mitentschieden zu bleiben. Ich hätte jederzeit aussteigen können. JEDERZEIT!
Ein Kind benötigt Schutz und Eingreifen seiner Eltern, ein erwachsener Mensch kann es
ganz für sich alleine entscheiden, was er/sie mit sich machen lässt und was nicht. Mir war
es einfach nicht bewusst, ganz lange Zeit, zudem dachte ich wirklich, der Schmerz und der
Kraftaufwand für einen Neuanfang sei größer, als das was war. Ich kannte es ja nicht
anders, für mich ist es zur Normalität geworden. Den Absprung schaffte ich durch
Begegnungen und das Zulassen von ganz tollen Menschen in den letzten 3 bis 4 Jahren.
Menschen die mir zeigten: „Hey, Nadine…du bist ein wertvoller Mensch, in dir steckt so
viel.“ Menschen die mir zeigten: „Das Leben kann auch ganz anders funktionieren und du
hast es auch wirklich verdient.“ Ich bin auch heute noch so unendlich dankbar für diese
Begegnungen.

Ende 2018 begann ich meine Ablösung, es war und ist ein sehr langer schmerzvoller
Prozess. Aber ich hatte zum Glück viele Menschen an meiner Seite, und auch meine
Familie, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Und dieser Prozess hält noch bis heute
an. Ich habe mich Anfang 2020 von meiner alten Arbeit verabschiedet, mich endlich gelöst.
Der Neuanfang ist geglückt, er war unfassbar hart, aber ich bin heute so dermaßen
dankbar dafür und fühle mich in meinem neuen Job pudelwohl. Mitte 2021 konnte ich mich
dann auch endlich endgültig aus meiner Beziehung befreien. Dieser Prozess hat mir fast
das Herz aus meiner Seele gerissen, es war wie ein harter Entzug einer Droge, es tat so
unfassbar weh. Wieder musste ich mich öfter krank melden, mein Körper schrie innerlich
und wehrte sich. Es gab so viel zu regeln, er entschied einen kompletten Kontaktabbruch,
damit hatte ich nicht gerechnet. Jetzt aber weiß ich, das war genau das richtige. Und im
August 2022 bin ich endlich von sämtlichen toxischen Beziehungen, sowie von
Abhängigkeiten befreit.

Seit Juli 2021 finde ich nach und nach wieder zu mir, ich lebe wieder, finde wieder meine
eigenen Weg, lerne mich ganz neu kennen, teste meine eigenen Grenzen aus, ohne von
außen begrenzt zu werden. Mache wieder eigene Erfahrungen und schaue, wie ich das
finde und ob es MIR gut tut. Ich lerne wieder mich selbst zu lieben, ich lache mehr, ich bin
wieder offener geworden. Ich bin dabei heraus zu finden, was ICH brauche und was ICH
will. Meine depressiven Zustände verbessern sich, meine Kopfschmerzen so gut wie weg,
meine Schmerzen, gar nicht mehr vorhanden, ich fühle mich gesünder und vitaler.
Mittlerweile bin ich sehr dankbar, für diesen Schritt und auch den Schmerz und alles was
die ganze Zeit mit sich brachte. Ich werde sicher auch bald in der Lage sein, heraus zu
finden, warum ich in toxische Beziehungen gerate, und auch bald bereit sein, heraus zu
finden, was ich positives auch für mich aus dieser ganzen Zeit mitnehmen kann. Soweit
bin ich allerdings noch nicht. Eine Ablösung benötigt Geduld und Durchhaltevermögen und
vor allem Kraft. Es ist aber eine positive Kraft, die sich wirklich lohnt zu spüren.
Solltest du dich auch in einer solchen Beziehung befinden, kann ich dir nur mitgeben:
LÖSE DICH und ich bin mir sicher auch du schaffst das….Gefühle können definitiv
überlebt werden! Gefühle sind Gefühle, sie kommen und gehen, ich habe überlebt! Und
meine Taten und das Umformulieren von negativen Gedankenmustern, führen zu mehr
Selbstbewusstsein und auch zu Veränderungen meiner Gefühle. Meditation, Schreiben,
Reden, Sport hilft um Kraft zu tanken und Kraft für das Durchhalten zu bekommen und vor
allem fördert es die Selbstliebe.

Ich bin noch nicht am Ende meines Weges angekommen, das werde ich wohl auch nie,
aber der Prozess und die Erfahrungen empfinde ich als sehr bereichernd und unfassbar
spannend.

Trau dich!

In diesem Sinne eure Nadine

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