Lange habe ich keinen Beitrag mehr geschrieben! Warum eigentlich, habe ich mich in den letzten Tagen gefragt. Passiert etwa nichts, oder bleibt alles wie es ist und ich habe meine Inspiration verloren? Ist es langweilig, sollte ich vielleicht doch keinen Blog schreiben?
Nein, irgendwie passiert doch das völlige Gegenteil davon, nämlich eine ganze Menge. In den letzten Monaten habe ich unglaublich viel sortiert und ich befinde mich weiter im Abschiedsprozess und ich beginne ein wenig zur Ruhe zu kommen. Ich dachte, ja und, ist so, und nun?
Was alles passierte:
Mein Freund und ich haben nun endlich, (leider irgendwie viel zu spät, aber man sagt ja, es ist nie zu spät) unsere Wohnsituation geklärt. Wir wohnen in einem gemeinsamen Mehrfamilienhaus in verschiedenen Wohnungen. Ich habe ihm meine große Wohnung überlassen, und ich habe eine kleinere Wohnung gemietet. Wir sind sehr erleichtert, dass dies geklappt hat. Viele Menschen finden unsere „Geschichte“ echt schräg, ich kann da mittlerweile nur drüber schmunzeln. 11 Jahre, viele Höhen und Tiefen, aber immer noch zusammen, immer noch verbunden und nur das zählt. Wir hoffen beide, dass diese Lösung nun unsere Beziehung wieder stärkt und wachsen lässt. Wir stehen noch am Anfang und ich setze mich innerlich noch damit auseinander.
Die kleinere Wohnung führte dazu, dass ich mein „Hab und Gut“ wesentlich verringert habe, dass dies ein so befreiendes Gefühl ist, war mir nicht klar. Minimalismus ist ja der totale Hype im Moment. Aber auch ich muss sagen, mir reichen meine Sachen, mir reicht mein Platz und ich liebe die Ruhe und den dadurch definitiv verminderten Stress. Von Minimalismus kann ich nicht wirklich sprechen, soweit bin ich noch nicht, auch nicht beim Verzicht auf Fernseher, meine ganzen Kosmetika, oder geschweige den Verzicht auf meine Schuhe. Muss ich ja auch nicht, was kommt das kommt schon von alleine. Ich genieße es jetzt erst mal zwischendurch alleine zu sein, und tun und lassen zu können was ich will! Wieder zu kochen, auf meine Gesundheit zu achten und sogar ein wenig abzunehmen. Mein Freund im Übrigen auch. Seit neuestem gehe ich zum Nachbarschaftssingen, ich war sehr skeptisch, aber es war wunderbar, herzlich, offen, lustig und es hat RICHTIG gut getan.
Diese Veränderung führt nun auch dazu, dass ich endlich wieder Zeit habe mich mit Buddhismus, Meditation, Yoga und Persönlichkeitsentwicklung auseinander setzen zu können und vor allem mit mir selbst. Seit 6 Wochen mache ich Yoga, ich habe angefangen Yoga zu lieben. Das Walross auf der Matte, namens Nadine, macht sich nach und nach. Das Gefühl im Anschluss, ist nach der Qual und dem Gelingen, meine Knochen wieder zu sortieren, einfach großartig. Ich bin weiterhin meilenweit davon entfernt das Rauchen aufzugeben, oder mich vom Fernsehen, den Medien, (Ich liebe immer noch Netflix und Prime) oder dem Handy etc. zu trennen, keine Frage. Aber ich kümmere mich um mich. Leider vergesse ich das immer wieder, wenn ich mit jmd. zusammenwohne, jegliche Versuche „bei mir“ zu bleiben, sind gescheitert, sobald jemand bei mir einzog. Ich hoffe ich behalte diese Erkenntnis nun für immer in mir und verändere sie nicht wieder irgendwann! Ärgere ich mich darüber immer wieder in meine eigene Falle geraten zu sein? Nein, natürlich wäre es schöner gewesen, wenn ich das früher durchgezogen hätte, aber alles zu seiner Zeit und ich bereue nichts. Kein „hätte ich doch“ oder „wäre ich mal“. Es ist gut wie es ist in diesem Moment und das zählt. Ich kann nur herausfinden, welche Muster in mir stecken, und diese verändern, um nicht wieder in die gleiche Falle zu geraten.
Was ist sonst noch los? Ich verabschiede mich weiterhin von meiner Arbeitsstelle, in der ich 18 ½ Jahre verbracht habe. Einige Tage muss ich nur noch dort sein und auch diese Erfahrung ist hochinteressant für mich. Die ganze Zeit durchlebe ich einen Mix aus Trauer, Wehmut, Wut, Langeweile und auch Freude. Ich gehe durch Räumlichkeiten, in denen ich lange nicht war, versuche mich zu erinnern, ich habe fast komplett meine Sachen aus dem Büro geräumt, ich suche oft die Nähe zu Kollegen, die ich bald loslassen muss. Meine Arbeit an sich habe ich größtenteils abgegeben. Meine Leidenschaft dafür nicht mehr leben zu können, weil ich es im Moment nicht muss, fällt mir überaus schwer. Gleichzeitig passieren aber auch ständig Dinge, die mir nochmal zeigen, dass ich wohl definitiv die richtige Entscheidung getroffen habe. Überdies nehme ich wesentlich intensiver wahr, was mich alles so stört im Alltag. Am interessantesten, merke ich, ist die Erkenntnis, wie sehr ich selbst über die Jahre, in dieses Hamsterrad geraten bin. Das Hamsterrad in dem mir nichts mehr aufgefallen ist, in dem alles so „normal“ schien. Mich stört gerade massiv der Umgang miteinander, mich stört der Dreck, der Schimmel, die Unordnung, die Respektlosigkeit miteinander, die Sprüche, sogar die Art der Arbeit. All das was ich selber all die Jahre gelebt habe. Ich will im Moment nur noch meinen Kram nehmen und gehen. Neu anfangen, sortieren, lernen, einfach „NEU“. Schön finde ich das derzeitige Feedback der Kollegen, die mir immer wieder sagen, wie traurig sie es finden, dass ich gehe. Auch da bin ich mitten drin und in der Auseinandersetzung. Ich steige aus meinem Hamsterrad aus, wurde auch Zeit.
Ansonsten war unfassbar erfreulich, dass es dieses Jahr ENDLICH gelungen ist, wieder die GANZE Familie zusammenzubringen, nach der Trennung meiner Eltern vor ca. 9 Jahren. Am 26.12. sitzen wir mit der ganzen Familie wieder zusammen beim Essen und feiern Weihnachten GEMEINSAM. Das hat mich so dermaßen glücklich gemacht. Wie das genau gelungen ist, weiß ich nicht mehr, aber ich glaube ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Ich habe angefangen klare Grenzen zu setzen, bzgl. meiner Eltern, die immer wieder versuchten mich weiterhin als Puffer zu nutzen. Ich habe immer wieder klar gesagt, „Euer Konflikt ist nicht mein Konflikt“, klärt das selber. Meine Mama hat dann schließlich irgendwann den Schritt gewagt und war in der Lage wieder „trotz“ der Anwesenheit von Papa, dabei zu sein. Dies alles rührte mich sehr. Und das ist nur die Kurzform.
Apropos Weinen, aus irgendeinem Grund weine ich mehr, bzw. kann Tränen besser zulassen. Immer wieder sage ich meinen Patienten „Weinen ist was Gutes, schämt euch nicht“, konnte es aber die ganze Zeit selber nicht zulassen. Es passiert nur ganz selten, dass ein Mensch dies bei mir schafft. Der Grund ist wohl meine neu gewonnen Klarheit anderen Menschen gegenüber und auch mir selber, es fing an, als ich noch mehr darauf hörte, was ich will und zu mir zu stehen. Dies führte zu neuen Reaktionen von meinem Umfeld und dies wieder zu unglaublich vielen positiven Rückmeldungen und Ereignissen. „Die sind z.Z. alle so nett zu mir“. Ein Zustand, der unglaublich ungewohnt für mich ist.
„Ändere dich selbst, dann ändert sich auch deine Umgebung und dein Umfeld.“
Zum Abschied und auch als Belohnung für mich und als klaren „Cut“ für mich, habe ich an dem Wochenende an dem ich gehe, erst einmal ein schönes Wellnesshotel für mich und meinen Freund gebucht, mit Massage, Sauna, Essen und allem Drum und Dran. Das habe ich mir definitiv verdient!
Und was dann noch alles kommt, das kann keiner Voraussagen. Viel Mut, viel Selbstvertrauen und viel Arbeit stehen an, ich bin definitiv bereit dazu und werde berichten.
„Loslassen, ein so kleines Wort, aber so schwer es zu tun.“
Eure Nadine!