Nadine…und die Komfortzone

Es ist geschehen, vor einem Monat habe ich meine Komfortzone verlassen. Alle alten Gewohnheiten, alle Routinen, alles Gewohnte, alles, was jeden Tag gleich lief, alle meine vertrauten Menschen, alle vertrauten Abläufe, mein Büro, alle Sicherheiten, alles was ich in und auswendig kannte, alle Erinnerungen, alles nach 19 Jahren Dazugehörigkeit verlassen!

Die ersten zwei Wochen waren wie der Himmel. Zunächst musste ich auf eine Schulung. Alle anderen “Neuen” kennengelernt, was mich unendlich beruhigte. Zudem war die Atmosphäre eine unglaublich mit Freundlichkeit und Entspannung geprägte. Ich freute mich aus diesem Negativstrudel, in dem ich vorher gefangen war, heraus zu sein. Ich genoss jede Minute. Es war wunderbar.

Dann musste ich in das praktische Arbeiten…..und booooom…….da war es, die Reaktion auf das Verlassen der Komfortzone. Ängste, eigener innerer Druck, völlige Reizüberflutung, Informationsflash, unendlich viele neue Eindrücke und nichts, rein gar nichts, unter Kontrolle. Keinen Überblick, keine vertrauten Menschen, keine vertraute Arbeit, kein vertrauter Tagesablauf. Nichts, was ich steuern konnte. Ich war Schülerin, nach 19 Jahren Erfahrung und viel Professionalität.

Ich reagierte natürlich prompt mit einer fetten Erkältung, Hautproblemen, Tinnitus und Schlafproblemen. In der ersten Woche, erst mal zwei Tage krank gemeldet. Super Einstieg. Dann mit Resterkältung, 9 Stunden Tage, mit all dem beschriebenen Eindrücken durchgestanden.

Jetzt wusste ich was gemeint war mit “Es gehört viel Mut dazu, die Konfortzone zu verlassen.”

Schaffe ich das? Werde ich das je lernen, wie komme ich an Informationen, um die Kontrolle wieder zu erlangen, sind die Menschen wirklich nett, oder herscht hier wirklich eine andere Welt? Was ist wenn ich es nicht schaffe, habe ich einen Fehler gemacht? Ich brauche eine Vertrauensperson, die sich auskennt, wo ist meine Mama? Ich bin völlig fertig, wie soll ich das Aushalten, meine Mentorin ist streng, oh man, die lässt mich niemals durch die Probezeit! Blöde Erkältung, ich habe Kopfschmerzen, ich bin müde usw. usw. usw. Nur ein kleiner Auszug meiner Gedanken in dieser Zeit! Jeden Morgen stand ich auf und nichts war, wie ich es gewohnt war. Immer dieser, “alles ist anders” Gedanke. Diese Angst, nie einen neuen normalen Tagesrhythmus zu bekommen.

Ich habe nach wie vor keine Kontrolle, nach wie vor keine Ahnung, ob ich das hinbekomme, oder ob es das Richtige war, aber, ich habe einen Hauch von Überblick! Ein Anfang!! Ich weiss was mein Job ist, ich habe in den 2 Wochen nach der Schulung den Schriftkram gelernt und weiss, was ich zu tun habe! Unfassbar beruhigend. Ich bin wieder gesund, kann mich wieder konzentrieren und weiss zwei, drei Abläufe, die wichtig sind im Büro. Ich habe Erfolgserlebnisse. Nun arbeite ich am Tempo und der neuen Schreibweise, die ich erlernen muss. Die Anfoderungen steigern sich, aber langsam. Und ich habe festgestellt, dass mir der Job spass macht. Ich konnte mich sortieren, nach dem gedanklichen mega Vollchaos!

Wie ich das gemacht habe?

Ich habe versucht jeden Tag positiv zu bleiben. Ich habe diesen ganzen negativen Gedanken keinen Raum gegeben. Ich habe mir bewusst gemacht, dass all Vorgänge in mir ganz normal sind. Ich habe versucht darauf zu vertrauen, dass es auch wieder besser wird. Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Jeder Anfang ist schwer, jeder hat so angefangen! Alles wird gut!!!! Zu Hause habe ich ausgeruht, wo es nur ging. Und nun, da meine Erkältung so gut wie weg ist, versuche ich ab nächster Woche auch wieder mehr Freizeit zu genießen. Ich habe 3 Termine nächste Woche, die schön sind, und ich werde Zeit mit meinem Freund verbringen. Zudem werde ich versuchen, wenn ich früh Feierabend habe, wieder zum See zu gehen. Nicht zu viel, denn ich will gut zu mir sein. Das ganze “Neue” verlangt sehr viel von mir und meiner Seele ab, deshalb werde ich es nicht übertreiben.

Einen Monat habe ich geschafft und auch wenn meine Ängste immer noch da sind, freue ich mich auf den Arbeitstag, das ist das Wichtigste. An das “steife Büroleben”, die fehlende Herzlichkeit und die eher distanzierte Art miteinander muss ich mich noch gewöhnen. Der Vorteil daran ist wieder: Ich werde in Ruhe gelassen! Ich habe meine Ruhe! Und nicht der Terror, den ich vorher hatte, das ist was sehr großartiges!

Also liebe Leute: Überlegt es euch wirklich gut, ob ihr einfach so alles aufgebt und die Komfortzone verlasst! Es ist kein Spaziergang, es benötigt viel Kraft, Durchhaltevermögen und viel innere Stabilität! Wenn ihr euch damit vorher nicht auseinandersetzt, könnt ihr nur enttäuscht werden, und das ist sehr schmerzhaft. Tut euch den Schmerz nicht an, seid gut zu euch. Wechselt nur komplett neu, wenn eine wirklich intensive, innerliche Auseinandersetzung stattgefunden hat! Bei mir war das der Fall. Ich arbeite an diesem Prozess seit 2014, das sind sechs Jahre und kein “von heute auf morgen”. Und ich hatte viele, viele Gründe zu gehen. Und nur deshalb habe ich das gemacht. Wären all die Gründe nicht geschehen, wäre ich bis zur Rente im alten Job geblieben. Deshalb ist es mir das Wert, nun einige Monate diese Kraft aufzubringen. Und ich hoffe sehr, dass ich durchhalte!

Bis bald eure

Nadine

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