Heute berichte ich von meinem Projekt und was daraus geworden ist.
Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. Lucius Annaeus Seneca
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18 Jahre arbeite ich schon in der Firma, in der ich bin. Seit einigen Jahren jedoch ist für mich keine Weiterentwicklung mehr in Sicht und was ich mir wünsche, kann mir leider nicht gegeben werden bzw. wird mir nicht zugetraut. Also überlegte ich schon lange, wo kann es hin gehen und wie wünsche ich mir meinen weiteren beruflichen Weg.
Der Haken: bin zum Fachidioten mutiert und Kohle für eine gute Weiterbildung hatte ich nicht. Also saß ich da: und nun?
Es ergab sich per Zufall. Hab im Leben nicht damit gerechnet, dass es wirklich klappen würde.
Ich bekam nach einem Versuch der Bewerbung tatsächlich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Es ist ein anderes Aufgabengebiet. Ich bereitete mich vor und hatte leider ausschließlich Informationen aus dem Netz. Niemand half mir aktiv. Ich musste mir alles selber erlesen und erarbeiten. Meine Gedanken ganz klar: das werde ich mir niemals merken können in der ganzen Aufregung, dat wird eh nix. Egal, die Erfahrung so ein Gespräch zu führen ist auch wichtig, da gehst jetzt durch. Natürlich wollte ich das, innerlich aber zugetraut, ist ne andere Sache.
Der Tag der Tage. Schick gemacht, extra neue Klamotten dafür besorgt. Hingefahren. Ich hatte noch Zeit, im Auto kurz den Gedanken gehegt, scheiß drauf, ich fahr zurück. Ich hatte richtig richtig richtig Angst. Atemübungen gemacht, die wirkten. Rein gegangen, freundlich begrüßt worden und sofort mit einer Aufgabe konfrontiert worden.
Lebenslinie malen und später vorstellen.
Okay kenne ich.
Funktionsmodus an!
Weiter machen.
Dann in einen Raum mit 4 Menschen, die das Gespräch führen, geholt worden. Nette Menschen. Ich musste die Lebenslinie präsentieren und ganz viele Fragen zu mir und dem Job beantworten. Ich zitterte, atmete schwer, hatte auch kurz n Hänger, der gut angenommen wurde, schwitzte. Ca. 45 min ging das Gespräch. Mein Kopf wurde immer leerer und das Gefühl der Überforderung immer stärker. War kurz vorm Aufgeben.
Dann musste ich mir einen Text anhören und diesen wieder allein bearbeiten. Als ich da so alleine saß, dachte ich: egal, ich habe mein bestes gegeben, mehr ging nicht. Ich denke das wird eh nix. Ist jetzt wie es ist.
Ich fuhr zurück, trank noch zum Abschalten n Kaffee und ging zu meiner Arbeit. Die lenkte zum Glück etwas ab.
Eine Woche später kam dann der ersehnte Anruf.
“Ich möchte Ihnen mitteilen, dass wir uns für Sie entschieden haben.”
Aaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhh
Nach dem Telefonat brach ich erst mal weinend vor Glück, Erleichterung, Fassungslosigkeit zusammen. Ich war überglücklich!
Dann weiter warten auf den Vertrag, der dann auch kam.
Und nun habe ich dann nach 18 Jahren Betriebszugehörigkeit wirklich gekündigt. Vor diesem Gespräch wiedereinmal: Herzrasen, Zittern, Unruhe, Angst. Ich habe keine Ahnung wovor. Es war schwer auszuhalten. Aber ich habe es getan. Die Reaktion darauf war freundlich professionell und völlig in Ordnung.
Überrascht war ich, als ich es Kollegen erzählt habe, dass sie mich voll für meinen Mut bewundert haben. Sie gaben zu dass sie es wegen der Angst vor Veränderung nicht tun.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich echte Bewunderung gespürt und ein Gefühl von :
ja, mein Weg und meine Arbeit an mir selbst hat sich wirklich gelohnt. Ich bin emotional weit gekommen und ich darf stolz darauf sein.
Ein sehr befremdliches Gefühl, was ich nicht kenne, denn sonst habe ich mich chronisch kleiner gemacht, als ich bin. Diesmal nicht. Voll komisch, sag ich euch.
Tja, wieder ein neuer Lebensabschnitt, wieder eine Veränderung. Ab 2020 geht’s los. Und ich hab richtig richtig Schiss. Aber eins ist vorhanden. Ich vertraue mir selbst, dass immer, wenn ich etwas wirklich wollte, es auch geklappt hat. Ich werde mich da rein hängen und wieder mein bestes geben.
Und ich bin soooooooooooo soooooooooooo dankbar dafür.
Ich werde auch mit Tränen das “alte” verlassen. Natürlich, denn 18 Jahre ist eine lange Zeit und ich habe auch dort unfassbar viel gelernt und vorallem erlebt. Gelacht, geweint, gestritten usw usw usw. Es wird nicht einfach, aber ich glaube fest daran, dass es die richtige Entscheidung ist.
Bis bald und ich wünsche allen den selben Mut, das gewohnte Nest eines Tages mal zu verlassen, es lohnt sich definitiv, diese Erfahrung durfte ich schon oft machen. Geht durch eure Angst durch, macht euch nicht klein, besinnt euch auf eure Erfahrungen und euer wissen, ihr habt bestimmt viel davon. Bereitet euch vor, lernt, holt euch Hilfe. Sagt euch positive Sachen, lasst von den negativen Denkmustern los. Sie bremsen und hemmen, wer will das denn schon?
Traut euch!
Eure Nadine.