Das Thema Angst beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Ich habe lange überlegt, wie ich meine Gedanken dazu in einem Blog zusammenfassen kann, da ich nicht unter Panikattacken oder schweren Ängsten leide. Dennoch begleiten mich in meinem Alltag immer wieder diffuse Ängste und Dinge, die ich aus „Angst“ oder „Unsicherheit“ vermeide. Ich möchte mich deshalb auch nur mit dieser Art von Ängsten befassen, da ich gar nicht in der Lage bin, mich in Menschen hinein zu versetzen, die solche Ängste entwickelt haben, dass sie nicht mehr raus gehen, oder regelmäßig heftige Panikattacken im Alltag erleiden. Die kenne ich nicht, und ich bin froh darüber, deshalb bitte ich darum nur weiter zu lesen, wenn du die diffusen Ängste aus dem Alltag kennst, genau wie ich.
In meinem Leben bin ich oft mit Angst konfrontiert worden, als Kind vor einer Operation. Als Kind, wenn mir eine Biene hinterhergeflogen war, oder ich einer Spinne begegnete, oder als ich in einem Ameisenhaufen stand und da wohl wirklich in Panik geraten bin. (Krabbeltierchen mag ich bis heute nicht). Auch Menschen haben mir Angst bereitet, die wahrscheinlich, in meinem Leben, am Meisten. Auch ich war Opfer von Bedrohungen, Missbrauch durch einen Nachbarsjungen und Mobbing in der Siedlung und Schule. Auch in der Familie war es nicht immer einfach. Von der Schule will ich gar nicht sprechen. Aufgrund von viel Druck, kenne ich Prüfungsängste nur zu gut, zu dem auch Ängste vor Vorgesetzten. Infolge meiner Erfahrungen, auf die ich nicht näher eingehen möchte, da sie nur Beispiele sind, ich denke viele kennen es selbst nur zu gut, bin ich als eine sehr unsichere, ängstliche, wenig selbstbewusste Frau aufgewachsen. Ich habe mir sehr lange sehr wenig zugetraut, bin oft angeeckt, habe Jobs gewechselt, sobald die Menschen, die mir Sicherheit gaben, gekündigt oder die Station gewechselt haben. Ich bin viel weggelaufen, wahrscheinlich aus Angst und Unsicherheit. Das erste Mal damit auseinandergesetzt habe ich mich erst mit Mitte 20. Ich habe angefangen durch meine Ängste durchzugehen. Ich bin eines Tages in mein Auto gestiegen und bin von jetzt auf gleich nach Holland ans Meer gefahren, ganz alleine. Zudem habe mich entschieden alleine in den Urlaub zu fliegen, und in den Urlauben habe ich mich wieder weiteren Ängsten gestellt.
Aufgrund dieser Erfahrungen entwickelte ich Schlüsselerkenntnisse und Gedanken, von denen ich überzeugt bin und auch heute noch weiter vermittle. Natürlich kann man sie in allen Büchern über das Thema lesen und ein Therapeut vermittelt dies auch immer wieder in seinen Sitzungen, aber nochmal zur Erinnerung, ich war Mitte 20. Ich habe diese Erfahrung selber gemacht, ohne Hilfe, und deshalb bin ich so überzeugt davon, da ich es am eigenen Leib erleben durfte:
- Ich musst durch meine Ängste durch, erst dann werden sie besser
- Durch das Durchleben und Durchgehen meiner Ängste entwickele ich mehr Selbstbewusstsein
- Ich sterbe nicht, nur weil ich Angst habe
- Das Gefühl lässt nach
- Es entsteht ein Gefühl von Stolz
- Es macht mich stärker
Gut, nun ist dies nur ein kleiner Teil meines Blogartikels, mir ist vollkommen bewusst, dass dies viel zu einfach ist. Keine Frage. Meine Zeilen waren lediglich meinen ersten Erfahrungen mit der Konfrontation mit der Angst. Tja und nun? Da ham was wieder. Nun bin ich 40, viele Erfahrungen reicher, wie schon beschrieben, wesentlich selbstsicherer und mutiger in vielen Bereichen. Warum ist das so? Weil ich in all den Jahren nie aufgehört habe an mir zu arbeiten. (Nein, wieder nicht 24 Std am Tag 7 Tage die Woche NEIN) Ich meine damit, dass ich mich immer wieder mit verschiedenen Themen in mir auseinandergesetzt habe, mich reflektiert, nachgespürt, hinterfragt. Ich habe mein Leben, meine Gedanken und Gefühle nie als selbstverständlich angesehen. Ich habe regelrecht Spaß gehabt daran, an mir zu arbeiten. Natürlich war es nicht immer einfach, aber soooo mega spannend.
Und was machen meine Ängste? Tjaaaaa, da ist der Haken, je älter ich wurde, entwickelten sich neue Ängste:
- So gerne würde ich den Job wechseln, mich einer ganz neuen Herausforderung stellen…Angst…(schaffe ich dass, was ist wenn nicht, was ist, wenn ich dann auf der Straße sitze, was ist, wenn es mir nicht gefällt, hier kann ich bis zur Rente bleiben, warum das aufgeben usw.usw.)
So viele Gedanken, die mich lähmen es einfach zu tun!
- Meine räumliche Trennung, die ich durchgezogen habe, davor…..Angst….(ich verletze ihn, wird schon wieder besser, ich darf nicht an mich denken, wir verlieren uns, das gehört sich nicht, ich bin nicht mal in der Lage mit einem Menschen lange zusammen zu leben uvm. uvm uvm.)
Durchgezogen, NICHT bereut und alles ist gut!
- Vorgesetzte weiterhin….Angst….(die haben so viel Macht über mich, können mir kündigen, können mir doofe Arbeit geben, ne doofe Station, oder so vieles mehr, ich darf mich nicht wehren, die sind doch die Chefs, ich muss stets tun, was die sagen usw. usw, usw.)
Arbeite ich noch dran, wird besser. Kollegen sagen ich bekäme langsam Eier …lach…
- Spinnen und Bienen übrigens immer noch….ABER, konfrontiert in Spinnenausstellung. Trotz Herzrasen, roter Birne, und Schnappatmung eine riesige Spinne auf der Hand und auf dem Kopf gehabt (aber nur, weil ich wusste, sie tut mir nichts, da reagierte das Kontrollding in mir)
Finde die Viecher immer noch doof.
- ein Fahrsicherheitstraining machen …Panik…(mein armes Auto, voll teuer, was wenn es dadurch verschleißt, kaputt geht)
Diese Angst werde ich wohl nie überwinden oder durchziehen!
- Menschen die mir nahe stehen, deutlich zu sagen, was mich verletzt….Angst….(was, wenn ich sie verliere, sie mich nicht mehr mögen)
Wird besser!
- raue, betrunkene Männer, Männer die einem zu nah kommen..…Angst…..(Es gibt Menschen dir gehen total taff damit um, ich bin da echt ne Pussy)
Und bleibe ich wohl auch, es sei denn ich mach mal Kravmaga oder so.
- Selbstbewusst wirkende Frauen (bin noch nicht sicher, das verändert sich gerade zum pos. , verstehe langsam, dass da selber unglaublich viel Unsicherheit hinter steckt)
Ich hasse Stutenbissigkeit.
- Konflikte eingehen (oh mein Gott, brauche Tage, um das zu tun, oder brauche nen guten „Lauf“ um den Konflikt wirklich einzugehen)
Und ich könnte sicher noch ganz viel mehr nennen. Was ich aber merke, die genannten Beispiele sind für mich wirklich existenzielle Themen. Kleine Ängste, wo man oft sagt, „neeee das trau ich mich nicht“, da geh ich mittlerweile durch, ich liebe das regelrecht. Nicht jeden Tag gleich, aber ich bin jedes Mal stolz, wenn ich das geschafft habe.
Kennt ihr die „Wenn und Abers“ im Kopf, diese Teufel, die einem das Hirn zerfressen, weil sie einfach nicht weggehen wollen und dabei noch grinsen? Schrecklich sag ich euch, schrecklich. Es gibt ein tolles Buch, über jmd. die darüber schreibt, wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte. Viele Aspekte zum Nachdenken vorhanden, viele Anreize gibt sie. Aber mein Problem der Vermeidung und Aushalten des Gefühls, was aus den genannten Themen oben entsteht, bin ich noch nicht weiter gekommen. Ich weiß was passiert und ich weiß, dass ich es überleben werde, ich könnte alles genannte „einfach machen“, doch diese eine heftige Blockade, die mich hemmt, die ist wirklich hartnäckig.
Womit wir wieder bei der Akzeptanz wären: ich weiß das und ich mache mir keinen Druck, ich vertraue mir so sehr, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo es sich richtig und gut anfühlt. In meinem Fall hat das nichts mit Aufschieben zu tun. Nein, dafür bin ich viel zu interessiert an Weiterentwicklung. Irgendwann einfach wird der Moment kommen, dann gehe ich dadurch. Und auf den Moment freue ich mich jetzt schon. Wobei mein Auto mir dann immer noch leidtun wird. Und ich betrunkene Männer immer noch nicht gut finden werde, und zickige Frauen immer noch doof finden werde, aber ich lasse mich dann nicht mehr davon einschüchtern oder verunsichern. Und das ist mir das wichtigste daran. Herrlicher Gedanke.
Derzeit beschäftige ich mich mit einem Projekt, was meine sämtlichen Prüfungsängste triggert. All die Introjekte, von früher werden angesprochen. Befürchtungen von Kopfleere, Stottern, Unwissenheit, trotz vorhandenem Wissen, Hustenanfälle, Blackout und vieles mehr. Ich sehe bestimmt doof aus, ich bin nicht kompetent genug, man sieht mir das bestimmt an usw.usw. Durch mein hartes Training an mir selbst, gelingt es mir zum Teil, diese Gedanken beiseite zu schieben oder umzuformulieren. Doch diese Situation wird eine Hochstresssituation, mal sehen wie mir das gelingt. Ich bereite mich gerade intensiv darauf vor und wenn es klappt, werde ich davon berichten, jetzt geht das noch nicht. Also bitte bitte drückt mir die Daumen, dieses Projekt wird sehr, sehr viel verändern. Und eins ist derzeit sicher: ICH WILL ES.
Bis hoffentlich bald
Eure Nadine