Nadine und ein Jahr danach….

Begonnen hat alles mit einer Luftmatratze, zwei Hunden und der leisen Hoffnung, dass die neue Wohnung jetzt „mein Zuhause“ wird. Mein Schutzraum und mein Neuanfang. Und es war definitiv kein Abenteuerurlaub, die Zeit danach, es war eher ein Aufkrakseln raus aus der inneren Hölle.

Zehn Monate wohne ich jetzt dort. Und manchmal frage ich mich, wann genau dieses unfassbare Chaos in mir und um mich herum aufgehört hat, sich wie eine „fucking Krise“ anzufühlen und angefangen hat, sich wie mein Leben zu zeigen. Nicht perfekt, aber endlich wieder echt und fröhlich. 

Acht Monate absolute Funkstille. Kein Kontakt. Nada. Und obwohl ich früher dachte, dass mich diese Stille auffressen würde, hat sie mir doch so viel geschenkt: ja, nämlich endlich meine eigene Stimme. Und die wird mit jedem Monat klarer.

Die Zeit in den ersten fünf Monaten nach dem Umzug? Emotionale Apokalypse Deluxe. Schmerzhafte seelische Prügel, von allen Seiten! Kistenchaos innen wie außen. Herz überfordert, Kopf im Karussell, Seele zwischen „Ich schmeiß alles hin“ und „Ich mal die Wand lila, dann wird’s besser.“

Und jetzt? Jetzt sitze ich in meinem ersten Urlaub allein seit der Zeit. Kein Drama. Kein „Wann kommst du wieder?“, kein „Was willst du heute noch machen?“ Einfach nur ich.

Und es geht mir… fantastisch.

Ja, wirklich unverhofft, ungeplant, unaufgeregt richtig gut!! Tja, und wie hab ich das wohl geschafft! Erst mal ganz wichtig: allein!

Leider nicht mit Glitzerstaub und Yoga am Morgen, sondern mit ganz viel Wut, unfassbar vielen Tränen, Nächten voller Zweifel! Und mit vielen langen Spaziergängen, mit Kampfsport und Fitness, mit tollen Trainern. Mit ganz viel Schweiß und schmerzhaftem Muskelkater, mit Schreiben, mit lauten Gedanken und leisen Entscheidungen. Zudem mit jeder Grenze, die ich neu gesetzt habe, mit jedem „Nein“, das ich mir selbst mal erlaubt habe.

Mit jedem verdammten Tag, an dem ich aufgestanden bin, auch wenn ich manchmal nicht wollte. Und irgendwann hat mein System gemerkt (ich nenne es liebevoll Pucky) 😉 

Ach was, sie bleibt? Sie meint es wirklich ernst. Sie kämpft nicht mehr gegen sich, sondern für sich. Und ab da wurde es endlich nach und nach immer besser! Ich fand zudem für mich raus: Ich brauche keine Dauershow, keine ständigen Pläne, keine „Wir müssen noch…“-Menschen um mich.

Ich brauch meine Ruhe.
Meine Struktur.
Meine eigene Zeit!

Ich hab gelernt, dass Rückzug nichts mit Schwäche zu tun hat. Dass ich nicht unsozial bin, nur weil ich mal zwei Tage niemanden sehen will. Dass ich mich besser fühle, wenn ich mich nicht ständig erklären muss. Ich hab gelernt, dass mein Zuhause nicht nur eine Wohnung ist, sondern ein Stück Selbstachtung. Und ja, das Wichtigste: Ich bin gerne allein. Nicht immer. Aber immer öfter mit einem guten Gefühl. Weil ich mich endlich wieder selbst aushalten kann. Weil ich nicht mehr durch irgendwen „gerettet“ werden will. Ich selbst bin meine ganz eigene Rettung!

Ich liebe es mittlerweile Dinge allein zu machen. Ich liebe es, regelmäßig zum Sport zu gehen, ohne dass jemand darüber die Augen rollt. Ich liebe es, bei Sonnenaufgang joggen zu gehen. Ich liebe es, dass ich niemandem Rechenschaft schuldig bin, wenn ich abends Chips esse oder den Tag einfach nur mal verbummle. Ich kann tun und lassen was ich will! Ich liebe meine Freiheit, nicht als Trotz, sondern als Geschenk, das ich mir definitiv endlich selbst gemacht habe.

Und was ich auch gelernt hab?

Ich bin nicht mehr bereit, mich von irgendwelchen oberflächlichen Blendern oder Ghostern verletzen zu lassen. Leute, die flirten wie die Weltmeister, mit Aufmerksamkeit füttern und dann plötzlich so tun, als wärst du ein peinlicher Bestellfehler im Leben. Nein, danke.

Ich bin keine Bühne für Menschen, die nur klatschen, wenn’s ihnen gerade passt. Ich bin kein Notfallplan. Kein Lückenfüller. Kein „Ach, die meldet sich ja sowieso nochmal.“

Und ich bin auch nicht mehr bereit, mich kleinmachen zu lassen von Menschen, die selbst so wenig Rückgrat haben, dass sie sich nur groß fühlen können, wenn sie auf andere runtergucken. Die Sorte Mensch, die Wert erst erkennt, wenn man ihnen längst die Tür vor der Nase zugemacht hat. Mit einem Lächeln.

Ich bin so, wie ich bin. Und das ist mehr als genug. Mit sehr viel Gefühl, mit einer Meinung. Und ja, natürlich auch mit Ecken und Kanten. Ich bin nicht immer leicht, aber ich bin definitiv echt. Und wem das zu viel ist, der darf gern woanders Platz nehmen.

Und jetzt?

Jetzt sitze ich hier, ein Jahr nach dem großen Umbruch, und merke: Ich bin nicht mehr dieselbe. Ich bin deutlich ruhiger geworden, fühle mich klarer. Ich höre mir selbst besser zu. Und ich traue mir mehr zu. Natürlich läuft nicht alles perfekt, aber ich habe aufgehört, mich ständig selbst in Frage zu stellen.

Ich brauche keine Versprechen mehr, die nicht gehalten werden. Ich brauche keinen Applaus für Dinge, die ich einfach aus Überzeugung tue. Ich brauche nur eins: Mich, echt, unperfekt, lebendig. Ich weiß jetzt, was mir guttut. Ich weiß, was mir fehlt. Und ich weiß, dass Rückzug kein Rückschritt ist.

Und falls da draußen jemand sitzt, vielleicht mit verschränkten Armen, einem „komischen Bauchgefühl“ und einer kleinen Mauer vor sich – keine Sorge…Ich bin nicht davongelaufen. Ich bin einfach nur näher bei mir selbst angekommen. Und ich bin noch da. Geduldig, mit einem liebevollen Lächeln. Und vielleicht mit einem besseren „Kaffee“ als damals. 😉

Es war kein leichtes Jahr.

Und wenn ich eines mitnehme:

Ich muss nicht erst werden, um zu genügen. Ich bin längst auf dem Weg. Und das reicht.

Und ja, vielleicht wird da auch wieder jemand in mein Leben kommen. Irgendwann……Aber heute bin ich erstmal mit mir selbst ganz gut verabredet. 😉

in diesem Sinne

eure Nadine

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