Nadine und die Freiheit…..

In meiner Zeit zu Hause, manchmal wenn ich alleine bin und gerade nichts „wichtiges“ ansteht, denke ich an Kreta. Es war eines der wenigen wirklich guten Dinge aus meiner letzten Beziehung. Ich frage mich manchmal, ob ich irgendwann alleine dorthin fliege, ob ich das schaffe, ob es noch einmal möglich ist, so wie damals.

Und immer wieder, wenn ich daran denke, taucht ein Wort auf: Freiheit.

Frei von Zwängen. Frei von passender Kleidung, von Schminke, gestylten Haaren, festen Strukturen. Frei von dem Druck, zu funktionieren. Damals waren wir zwar in einer Unterkunft, aber eigentlich fast nur draußen. Am Meer. In der Stadt. In Bewegung. Im Moment. Es war wie ein anderes Leben, langsamer, intensiver, eines das sich echter angefühlt hat als das, was ich zu Hause lebe.

Am Strand trafen wir Menschen, die ausgestiegen waren. Keine Show, keine Fassade, einfach Menschen, die ihr eigenes Leben lebten.
Wir freundeten uns an. Und an einem dieser Abende saßen wir alle gemeinsam am Lagerfeuer. Die Gitarrenmusik, das Meer im Hintergrund, das Flackern der Flammen, die Leichtigkeit es war der schönste Abend meines Lebens, bis heute. Noch nie habe ich mich so frei gefühlt wie in dieser Nacht. Als hätte mein Körper zum ersten Mal geatmet, ohne dass jemand die Luft bewertet. Kein Gedanke daran, wie ich aussehe, wie ich wirke, was morgen ist. Ich war da. Echt. Ich selbst. Ich bin ich. Und ich habe diesen Zustand geliebt. So unfassbar intensiv in mir aufgenommen, dass er mir noch heute Kraft gibt.

Solche Momente sind selten geworden. Die Welt ist so laut. Voll von „Du solltest“, „Du musst“, „Denk dran“. Erwartungen, so auch die eigenen, der eigene Zwang „alles richtig zu machen“.

Es ist nicht immer die Welt, die mich einengt. Oft ist es meine eigene Stimme. Die mich zurückzieht, wenn ich einfach loslassen will. Die mir ein schlechtes Gewissen macht, wenn ich frei bin. Alte Erfahrungen, Muster, „Warnsignale“, als wäre das Leben ein Stundenplan,
und ich eine Schülerin, die zu oft träumt, altes was festhält..

Zum Ende der Urlaube auf Kreta weinte ich jedesmal, jedesmal musste ich diese Gefühl, diese gigantische Natur, das unfassbar tolle Wasser, die Luft, die Menschen und auch meine Freiheit zurück lassen. Jedes Mal auch ein Stück von mir selbst. Natürlich nimmt man es sich jedesmal vor: „zu Hause wird nun alles anders“, auch ich tat das. Wer kennt das nicht. Aber der Alltag hat einen schneller ein, als man es eigentlich möchte. Leider. Ehe man sich versieht, tragen die Haare wieder den richtigen Schnitt, der Kajal, hat wieder tolle Arbeit geleistet, die To-do-Listen übernehmen das Kommando und die Freiheit verstaubt irgendwo vergessen zwischen Kühlschrank, Terminen und „Funktionieren“ müssen.

Also:

Wie schaffe ich mehr Freiheit auch in mir, in meinem Leben, in meinem Alltag. Der „Ausbruch“ gelingt erstaunlicherweise häufiger, als ich je erwartet hätte, ich habe festgestellt, man muss es wirklich wollen und vor allem zulassen. Immer wieder ein kleine stille Rebellion gegen all das Innere und Äußere, das mich immer wieder festhält.

Ich horchte hin……

Ich fühle mich frei und leicht beim Sport. Wenn mein Kopf leer wird und mein Körper übernimmt. Der Kontakt mit den tollen Menschen dort, zwischendurch auch mal Kind sein zu dürfen oder völlig hilflos vor lauter Erschöpfung. Wenn sämtlich Anspannung abfällt.

Ich fühle mich frei, wenn ich laut Musik höre und durch die Wohnung tanze, für niemanden. Nur für mich. Ganz weit weg von allem.

Ich fühle mich frei, wenn ich in der Natur bin, oft ohne Schminke, in Waldklamotten, Käppi und Badhairday. Großartig. Nur ich, der Wald, der Hund und die Luft.

Ich fühle mich frei, wenn ich schreibe. Nicht nur hier, immer wenn ich schreibe. Gedanken einfach frei seinen Lauf lassen.

Ich fühle mich frei, wenn ich stundenlang Fahrrad fahre. Die Weite sehe, die Natur, die Geschwindigkeit, die Kondition. Mal einfach an gar nichts denken, einfach fahren.

Ich fühle mich frei, wenn ich am Wochenende ganz früh am See laufen gehe, den Sonnenaufgang erlebe, und die Musik auf meine Ohren.

Ich fühle mich frei unter Menschen bei denen ich “sein” darf. Wenn ich mit ihnen zusammen sitze, quatsche, lache oder auch mit ihnen feiere.

Und all das ist nicht nur die eigene Freiheit, die ich mit trotz Job, trotz Verpflichtungen erschaffen habe. Sondern auch eine Ruheinsel für mein Nervensystem. In dieser Freiheit fühle ich mich sicher und geschützt, von mir selbst gehalten und geborgen und vorallem ganz oft einfach glücklich.

Freiheit ist kein Dauerzustand. Kein Ziel auf einer To-do-Liste. Freiheit ist ein Gefühl.
Ein kleines inneres Aufleuchten, wenn ich mich selbst wiederfinde inmitten all der Stimmen, Regeln und Zweifel, Schmerzen, Verletzungen, Ereingnisse im Leben. Freiheit ist nicht das Gegenteil von Sicherheit. Manchmal ist sie genau das: Sicherheit in mir selbst.

Ich habe meine eigene Freiheit früher oft selbst vernachlässigt. Nicht weil ich sie nicht wollte, sondern weil ich mich so schnell habe ablenken lassen. Von Dingen, die dringend wirkten, aber nicht wichtig waren. Von Erwartungen, die ich erfüllen wollte. Von Menschen, die ich nicht enttäuschen wollte. Und so habe ich sie immer wieder abgegeben, meine eigene Freiheit, Stück für Stück, fast unbemerkt.

Heute weiß ich: Ich will das nicht mehr. Nie wieder.

Ich will nicht mehr gegen mich selbst leben, nur um dazuzugehören oder Erwartungen zu erfüllen. Ich will bei mir bleiben. Auch, und vorallem in Beziehungen. Denn ich glaube daran, dass es einen Weg geben kann, in dem Nähe nicht bedeutet, sich selbst zu verlieren. In dem man sich nicht entscheiden muss zwischen Freiheit und Verbindung.

Oft habe ich das Gefühl, dass wir unsere Prioritäten falsch setzen. Pflichten, Termine, Erwartungen, all das drängelt sich in den Vordergrund. Und das eigene Selbst? Die Seele? Die Luft zum Atmen? Die bleiben auf der Strecke. Ich erlebe, dass sich viele Menschen damit  ein Gefängnis bauen, eins mit Wänden aus „Ich muss“, „Ich kann nicht“ und „Später vielleicht“. Aber ich will da defintiv nicht mehr wohnen, und ich hoffe sehr es gelingt mir.

Ich schulde niemandem die Erlaubnis, frei zu sein. Nicht im Gestern. Nicht in alten Stimmen. Nicht in alten Erwartungen. Freuheit beginnt da, wo ich mir selbst wieder glaube.

Die Frage ist also nicht, ob du frei sein darfst, sondern, ob du es dir erlaubst. ; )

In diesem Sinne…

Eure Nadine….

 

 

 

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